Gebet und Andacht am Gründonnerstag

Nach einer Idee von Dr. Johannes Goldenstein (VELKD)


Vorbereiten

Die Glocken läuten.

Gründonnerstag 2020. „Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahls“.
Wie oft mag das geschehen sein, seit Jesus mit seinen Jüngern versammelt
war, damals, mit ihnen Brot und einen Becher mit Wein geteilt und diese
beiden Dinge im Angesicht seines bevorstehenden Todes gedeutet hat:
dass Menschen sich nicht zum gemeinsamen Mahl versammeln dürfen,
jedenfalls nicht in größeren Gruppen und nicht in den Räumen, in denen
sie sonst dazu zusammenkommen.

Die Maßnahmen, die uns vor der Verbreitung des Virus schützen sollen,
schicken uns in die Vereinzelung. Statt Gemeinschaft: Distanz.
Für die Feier inmitten einer Gemeinde finde ich heute einmal mehr
keinen rechten Ersatz, auch über den Bildschirm nicht. Nur einer kann
diese Zertrennung aufheben. Gott selbst. So, wie er einst die Trennung
zwischen Himmel und Erde aufgehoben hat und uns nahegekommen
ist in dem Mann aus Nazareth, Jesus Christus.

Anfangen

Christus, du bereitest uns einen Tisch.
Sammle uns aus aller Zerstreuung.
Hol uns in deine Liebe.
Amen.

Den Psalm des Tages beten

Ich bete mit Worten aus dem 111. Psalm:

Halleluja! Ich danke dem HERRN von ganzem Herzen *
im Rate der Frommen und in der Gemeinde.
Was er tut, das ist herrlich und prächtig, *
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, *
der gnädige und barmherzige HERR.
Er gibt Speise denen, die ihn fürchten; *
er gedenkt auf ewig an seinen Bund.
Er sandte Erlösung seinem Volk /
und gebot, dass sein Bund ewig bleiben soll. *
Heilig und hehr ist sein Name.
Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang. /
Wahrhaft klug sind alle, die danach tun. *
Sein Lob bleibet ewiglich.
Amen.

Psalm 111,1.3-5.9-10

Ein Lied singen

Singen tut gut.
Ganz gleich, ob mehrere es tun, oder ich für mich.
Manchmal reicht es vielleicht schon, den Liedtext zu lesen
und dabei die Melodie zu summen oder zu hören.

LIEDVORSCHLÄGE:
„Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben“
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 227).

„Das Wort geht von dem Vater aus“
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 223).

Auf Gottes Worte hören

Im Evangelium nach Johannes im 26. Kapitel lese ich:

Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger
zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm
zum Essen bereiten? Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem
und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist
nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern.
Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten
das Passalamm. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit
den Zwölfen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch:
Einer unter euch wird mich verraten. Und sie wurden sehr
betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen:
Herr, bin ich‘s? Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir
in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Der Menschensohn
geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh
dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird!
Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich‘s, Rabbi?
Er sprach zu ihm: Du sagst es. Als sie aber aßen, nahm Jesus
das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s den Jüngern und sprach:
Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und
dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur
Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Ich werde von nun an
nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an
den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch
in meines Vaters Reich. Und als sie den Lobgesang gesungen
hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Matthäus 26,17-30

Ein Impuls zum Nachdenken

Am Gründonnerstag ist Gemeinschaft angesagt.
Echte Gemeinschaft. Es ist Abschiedsstimmung. So ein bisschen
Abschiedsblues. Jesus trifft sich mit seinen Jüngern und es liegt
eine besondere Stimmung in der Luft. Allen ist klar – diese Tage
sind besondere Entscheidungstage. Abschiedsstimmung.

Wenn wir uns voneinander verabschieden - an der Haustür,
am Bahnhof, am Telefon - kommen wir uns schnell sehr nah.
Im Moment mit 2 m Abstand – aber sonst viel näher. In Jerusalem
an diesem berühmten Donnerstag zum Passamahl kommen
sich Jesus und seine Jünger ganz nah. Sie treffen sich in einem
großen Raum, der festlich hergerichtet ist, und essen zusammen.
Auf besondere Weise setzt Jesus ein Zeichen der Erinnerung –
er teilt das Brot und den Wein. In Brot und Wein ist Jesus mitten
unter seinen Jünger. Im Markusevangelium steht: „Und als sie
aßen, nahm er das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen
und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch,
dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.
Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für
viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht
mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den
Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.“

Echte Gemeinschaft. Aus gesundheitlichen Gründen können
wir das Miteinander in dieser Corona-Krisen-Zeit nicht mehr
so einfach organisieren. Wir spüren die Kraft dieser Gemeinschaft
nicht mehr unmittelbar. Auf diese ganzheitliche Seite bezogen
sind wir gerade in richtigen Wüstenzeiten. Ich brauche Nähe.
Ich will nicht auf das Umarmen und Herzen verzichten.
Privat und beruflich. Das merke ich, wo wir alle darauf verzichten
müssen, besonders. Solche Gemeinschaft, das sich nahekommen,
macht für mich Menschsein aus. Was geht stattdessen?
Telefonieren entdecken wir neu. Wir beten füreinander.
Wir schreiben uns wieder Briefe. Einen Brief zu Ostern etwa.
Manche machen Brettspiele per Internetvideotelefonat.
So stärken wir die Gemeinschaftssehnsucht in uns.
Denn die Hoffnung bleibt: Es kommen wieder andere Zeiten.

Regionalbischof Christian Kopp, München

Beten

Ich vermisse die Gemeinschaft an deinem Tisch, Christus.
Miteinander singen und beten.
Ich vermisse es, deine Gegenwart in Brot und Wein
zu schmecken.
Den Blick in meine Augen,
die Berührung meiner Hand.
Ich sehne mich nach deiner spürbaren Gegenwart,
auch jetzt und hier.

In der Stille bringe ich alles vor Gott,
was mein Herz heute bewegt.
Weil es mich dankbar macht.
Weil es mich beschwert.
Weil es mich hilflos lässt.
Stille

Speise uns Herz und Seele.
Lass uns teilhaben an deinem Leben.
Erfülle uns mit deinem Geist der Liebe.
Stärke unseren Glauben und unseren Willen zum Guten.
Schütze uns gegen alles Böse und halte uns in
der Gemeinschaft mit dir und mit allen Menschen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Jesus Christus, erfülle uns und alle Welt mit deinem Geist.
Wir hoffen auf den Tag, an dem du mit uns dein Mahl feiern
wirst in deinem ewigen Reich.
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.

Bibeltexte nach dem Wortlaut der Lutherbibel, revidiert 2017,
© 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Zusammenstellung der Liturgie:
Oberkirchenrat Dr. Johannes Goldenstein, Hannover


Weitere Informationen für die Teilnahme an gottesdienstlichen Feiern in der aktuellen Situation finden Sie auf der Seite „Kirche von zu Hause“.

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